Dieses Projekt beinhaltet zwei Designs für den Skateboardverein "Liezen Skate Crew". Die Grafiken auf den Decks zeigen Comicfiguren, mit denen meine (und vielleicht auch Ihre) Generation aufgewachsen ist. Allerdings sind diese Figuren nun auch erwachsen geworden. Hier zu sehen ist der Pink Punker, eine Abwandlung von Hawley Pratts erdachten und umgesetzten Fernsehcharakters.
Zu sehen ist ein Charakter, welcher mit Iro-Spikes, Anarchisten Tattoos und diversen Merkmalen ausgestattet ist, die in der Punk-Szene vertreten sind, oder zumindest damit assoziiert werden. Der Charakter ist mit einem Baseballschläger bewaffnet, den er lässig auf der Schulter ablegt, um sich mit einem Molotov Cocktail seine Zigarette anzuzünden. Der Mittelgrund wird von einem zerstörten Polizeiwagen eingenommen.
Im Hintergrund sieht man ein brennendes Gebäude, welches die Ursache der 
rotlastigen Farbwahl ist. 
In der Branche wurde schnelle und billige Produktion immer wichtiger. Sehr zum Leidwesen guter Designer. Der Autor Sebastian Carayol schreibt darüber in seinem Buch "Agents Provocateurs über 100 subversive Skateboard-Grafiken". Zu den heutigen Designs schreibt er: "Eine vor Kurzem von mir durchgeführte Studie hat ergeben, dass 90 Prozent der Skateboard-Grafiken von 2014 scheiße sind. Ich bin jetzt seit 11 Jahren Besitzer einer Skateshops und musste in dieser Zeit leider miterleben, wie die Bilder auf der Unterseite der Boards sich von ausstellungswürdigen Kunstwerken zu etwas entwickelten, das wie eine Zwischenprüfung eines Grafikdesign-Grundlagenkurses einer Fachhochschule anmutet."
Carayol berichtet von einer Zeit, wo ein blankes Skateboard Deck DIE Möglichkeit war sich auszudrücken. Er verweist auf überragende Grafikdesigner wie Marc McKee und Sean Cliver, die den damaligen Marktführer Powell Skateboards das Zepter entrissen, und mithilfe satirischen Grafiken World Industries übergaben. "Plötzlich waren Skateboard-Grafiken nicht mehr nur etwas für Kinder. Sie zeigten jetzt verruchte, dreckige, offen sexuelle und politisch motivierte Bilder, die den Eltern so gar nicht passten—dadurch wollten sie die Skateboarder nur noch mehr", so Carayol.
Das zweite Board der Reihe zeigt Buds Bunny. Einen von allen geliebten Looney Tune Charakter, der schließlich auf die falsche Bahn geraten ist. Als Dealer verkauft er von gefälschten Uhren bis hin zu druckfertigen Spritzen alles was das Junkie-Herz begehrt. Um seinen Status das gewisse Image zu verleihen, setzt das Design auf typische Attribute wie die Lederjacke, eine verspiegelte Sonnenbrille oder den Goldzahn. Auch die Waffe im Brustholster zeugt von einer gewissen Autorität gegenüber seinen "Kunden" - hier zu sehen als Meethy - ein Kanarienvogel mit einem offensichtlichen Suchtmittel Problem.
Junkies, Punks, Außenseiter - diese Gruppe von Personen sind aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken, auch wenn viele das gerne würden. Sie sind ausgestoßene des Systems, fallen gelassen von einem Sozialstaat, der eigentlich als Auffangnetz dieser Gruppen dienen sollte. Diese Deckdesigns spielen mit Klischees und Vorurteilen welche genau die richtigen Leute triggern werden. Es behandelt Erinnerungen aus unserer Kindheit, wo wir alle höchstens ein paar Schritte vom richtigen Weg abgekommen sind. Doch einige von uns blieben immer länger auf dem Pfad der Kriminalität, bis sie keinen Ausweg mehr finden können. Diese Menschen wollen nicht mehr zurück in eine Welt, die sie so vernachlässigt hat. 
Doch es gibt einen ganz eigenen, individuellen Sozialstaat inmitten unserer Städte, Straßen und Vororten. Die Rede ist von Skatern. Den meisten Personen innerhalb dieses Systems ist es egal welche Hautfarbe, sexuelle Orientierung oder Vergangenheit jemand hat. Sie kommen alle aus einem Grund zusammen: um zu skaten. 
Skateboardfahren ist ein Sport für Individualisten. Es geht weit über die reine Bewegung hinaus, es ist viel eher eine Lebenseinstellung. Um erfolgreich einen Trick zu meistern, egal wie leicht dieser auch wirken mag, benötigt man eine einzige Grundvoraussetzung: Man muss bereit sein dafür zu arbeiten. Bei keiner anderen Aktivität lernt man, dass man immer wieder aufstehen und es erneut versuchen muss, nachdem man auf die Fresse gefallen ist. Vor allem für Leute, die es nicht immer einfach hatten, bietet sich Skaten als eine Form des Ausdruckes an, ein Weg sich Kreativ zu entfalten und sich innerhalb einer Gruppe wohl zu fühlen. Es gibt genug Geschichten mit dem Titel "Skateboarding saved my life", Markennamen wie "Thank you Skateboarding" oder tausende Tricktip-Videos in denen es einfach heißt "Commit!". Alleine dadurch sehen wir, welchen Einfluss ein Stück Holz und vier Räder haben können. Die Freiheit, der Schmerz, die Kreativität. Menschen, die nie irgendwo zugehörig waren, sind plötzlich Teil einer Gruppe, Leute, denen man niemals Aufmerksamkeit geschenkt hatte, werden plötzlich bejubelt und Personen die nichts anderes als Straßenkriminalität kannten, reden plötzlich über die Olympischen Spiele.
Skaten ist mehr als ein Sport. Es ist das Auffangnetz für die, die am System gescheitert sind und von der Gesellschaft fallen gelassen wurden. Es ist ein Weg zurück ins Leben.


In diesem Sinne, vielen Dank an Sie, liebe Leserinnen und Leser und natürlich 

Thank you Skateboarding. 
Deckdesign
Published:

Deckdesign

Published: